Digitalisierung braucht Mehrwert
KVBB fordert Quartalspauschale für Digitales in Praxen
Die Digitalisierung der ambulanten Versorgung muss die Arbeitsabläufe in den Praxen sinnvoll unterstützen und entlasten, damit wieder mehr Zeit für Diagnostik und Behandlung bleibt. Das fordert die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB). Bisher haben digitale Anwendungen wie Stammdatenabgleich oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hauptsächlich bei Krankenkassen und Arbeitgebern für effizientere Verwaltungsabläufe gesorgt und damit zu Einsparungen in Millionenhöhe geführt. Der Aufwand hingegen liegt vor allem in den Praxen. Neue Anwendungen wie die elektronische Patientenakte und der elektronische Medikationsplan gehen über die reine Verwaltung hinaus und unterstützen Diagnostik und Therapie.
„Damit geplante Anwendungen wie die elektronische Patientenakte oder der elektronische Medikationsplan nun endlich auch einen Mehrwert für Patienten und Praxen bringen, müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, erläutert Holger Rostek, IT-Vorstand der KVBB. „Erstens muss die Technik reibungslos funktionieren. Denn unausgereifte Hard- und Software kosten Zeit, Geld und Nerven und führen letztlich zu Ablehnung. Zweitens darf der Gesetzgeber gerade bei noch anfälliger Technik nicht mit Sanktionen drohen. Ziel der Politik muss es sein, Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als Verfechter und Multiplikatoren der Digitalisierung zu gewinnen. Und drittens muss die Refinanzierung der notwendigen Hard- und Software für die Praxen kostendeckend und unbürokratisch erfolgen.“
Statt einer bürokratischen Einzelvergütung der vielen notwendigen Komponenten schlägt die KVBB eine Quartalspauschale in Höhe von 8.000 bis 10.000 Euro für alle Praxen vor. „Diese Pauschale deckt alle Kosten für die Technik sowie auch das speziell zu qualifizierende Personal in den Praxen ab“, so Holger Rostek weiter. Finanziert werden kann die Pauschale aus den Einsparpotentialen, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey beziffert diese auf 42 Milliarden Euro.
Hintergrund
Die KVBB veröffentlicht diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion „PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ aller Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Ziel ist es, damit auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. Hintergrund sind die laufenden Finanzierungsverhandlungen für die ambulanten Praxen zwischen KBV und den gesetzlichen Krankenkassen. Bisheriger Höhepunkt der Aktion war die Krisensitzung der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft am 18. August in Berlin mit über 700 Teilnehmenden.