Pressemitteilung

Brandenburg beispielgebend für Lauterbachs Notfallpläne

KVBB zur geplanten Notfallreform

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am 16. Januar seine Pläne für eine Notfallreform vorgestellt. Dazu sagt Catrin Steiniger, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB):

„Anscheinend hat Herr Lauterbach für seine Eckpunkte der geplanten Notfallreform sich eng an unserem Brandenburger System der Akut- und Notfallversorgung orientiert. Denn viele der nun vorgestellten Aspekte setzen wir längst erfolgreich um:

Patientenanrufe an die 116117 werden durch unser medizinisch ausgebildetes Personal in die individuell richtige Versorgung gelenkt. Es arbeitet dabei mit der zertifizierten und qualitätsgesicherten Medizinsoftware SmED zur Ersteinschätzung. Auch eine digitale Schnittstelle zwischen der 116117 und der 112 haben wir längst erfolgreich etabliert. Landesweit betreiben wir 19 Bereitschaftspraxen an Krankenhäusern, die zentrale Anlaufpunkte bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Beschwerden außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten sind. Zusätzlich sind zu diesen Zeiten elf Einsatzärzte für immobile Patienten da.

Zu Sprechstundenzeiten sind die rund 3.000 Arztpraxen im Land Brandenburg für ihre Patientinnen und Patienten da. Sie führen jährlich rund 600.000 Haus- und Heimbesuche durch. Gerade in einem Flächenland mit akute Ärztemangel kann dies nicht durch eine zentrale Stelle geleistet werden. Arztpraxen organisieren sich selbst. Sie kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten, sind regional und kollegial bestens vernetzt. So organisieren sie die ambulante Versorgung vor Ort – regional und am jeweiligen Bedarf der Patientinnen und Patienten ausgerichtet.

Allerdings: Die Pläne des Bundesministers nun durchgehende Fahr- und Videodienste und eine 24/7-Versorgung mit Haus- und Heimbesuchen installieren zu wollen, konterkarieren unser funktionierendes bedarfsgerechtes System. Die ambulante Medizin ist kein Pizzadienst, den man auf Knopfdruck sofort bestellen kann. Schon allein aufgrund des immer weiter zunehmenden Mangels an Ärztinnen und Ärzten und Praxispersonal lässt sich dies überhaupt nicht umsetzen. Auch die Finanzierung ist vollkommen ungeklärt. Wir fordern den Minister daher auf, diese unausgegorenen und für die Gesamtversorgung realitätsfernen Ideen nicht in Gesetzesform zu bringen. Stattdessen sollte er zielführend in unser funktionierendes und bedarfsgerechtes ambulantes System investieren.“