PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg
Befragung zur Lage der Praxen / Petition zur Rettung der ambulanten Versorgung / Mailing-Aktion der KBV / Download Plakate / Sondersitzung der KVBB-Vertreterversammlung

Petition zur Rettung der ambulanten Versorgung
Mitte Oktober startete eine Petition beim Deutschen Bundestag mit dem Ziel, die Politiker für die Probleme der ambulanten Versorgung zu sensibilisieren.
Machen Sie mit – unterstützen Sie die Petition
Noch bis zum 20. Dezember kann die Petition „Vergütung für medizinische Leistungen – Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung“ (ID 158622) unterzeichnet werden – online oder handschriftlich.
Online unterzeichnen
Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Petition auf seiner Internetseite veröffentlicht. Sie kann bis zum 20. Dezember gezeichnet werden. Hier geht's zur Petition.
Handschriftlich unterzeichnen
Alternativ kann die Petition handschriftlich unterzeichnet werden.
Die KBV stellt eine Unterschriftenliste zum Ausdrucken bereit. Zudem gibt es Praxisaushänge, um auf die Petition aufmerksam zu machen. Die Vorlage „Hinweise zur Datenverarbeitung“ können für eventuelle Rückfragen von Patienten genutzt werden (siehe Linkliste).
Unterschriftenliste einreichen
Die Praxen werden gebeten, die ausgefüllten Unterschriftenliste vor Ablauf der Mitzeichnungsfrist an den Petitionsausschuss zu übermitteln – per Post, als Scan per E-Mail oder per Fax. Wann die Frist endet, steht noch nicht fest.
Sobald der Petitionsausschuss die Petition geprüft und im Internet veröffentlicht hat, kann sie auch online unterzeichnet werden.
Postanschrift:
Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages
Platz der Republik 1
11011 Berlin
E-Mail: post.pet@bundestag.de
Fax: 030 227-36053
Befragung zur Lage der Praxen: Teilnahme noch bis 26. November möglich
Die KBV hat eine Online-Befragung aller Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten gestartet. Es geht um die Lage der Praxen und was sie brauchen, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Die KBV führt die Befragung gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung durch. Es ist die größte Ärztebefragung seit über zehn Jahren.
Die KBV hat eine Online-Befragung aller Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten gestartet. Es geht um die Lage der Praxen und was sie brauchen, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Die KBV führt die Befragung gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung durch. Es ist die größte Ärztebefragung seit über zehn Jahren.
Teilnahme dauert etwa zehn Minuten
Seit dem 19. Oktober werden dazu alle Praxisinhaber per E-Mail oder per Post angeschrieben und um Teilnahme gebeten. Absender ist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), das die Befragung in Kooperation mit der KBV durchführt.
Mit den Unterlagen erhalten die Ärzte und Psychotherapeuten einen Link zur Befragung sowie einen persönlichen Zugangscode. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa zehn Minuten. Eine Teilnahme ist bis zum 26. November möglich.
Hintergrund für die Befragung sind der wachsende Frust und Ärger in den Praxen beispielsweise über eine nicht funktionierende Digitalisierung und unzureichende Finanzierung und dass immer weniger Ärzte die Selbstständigkeit als attraktive berufliche Option wahrnehmen. „In Gesundheitspolitik und Medien geht es derzeit häufig um Reform und Erhalt der Krankenhäuser in Deutschland. Wir sorgen uns hingegen darum, dass die ambulante Versorgung ihrerseits zur Patientin wird“, heißt es in einem Schreiben des KBV-Vorstands, welches den Befragungsunterlagen beiliegt.
Einschätzung der beruflichen und wirtschaftlichen Situation
Die Praxisinhaber werden um Auskünfte gebeten, wie sie persönlich derzeit den Alltag in der Praxis erleben und wie sie ihre berufliche und wirtschaftliche Situation bewerten. Gefragt wird zum Beispiel danach, ob sie der Personalmangel oder die Regressgefahr bei Verordnungen in der Patientenversorgung einschränkt und sie aufgrund der Rahmenbedingungen überlegen, vorzeitig aus der Versorgung auszuscheiden.
Was sich ändern muss – Forderung an die Politik
Im zweiten Teil der Befragung geht es um die grundsätzliche Frage, welche Rahmenbedingungen die Praxen brauchen, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Die KBV-Vertreterversammlung hatte dazu im August sieben Forderungen an die Politik verabschiedet. Die Teilnehmer der Befragung werden um ihre Einschätzung gebeten, wie wichtig ihnen beispielsweise die Abschaffung der Budgets und der Regresse bei veranlassten Leistungen oder eine sinnvolle Digitalisierung mit funktionierender Technik und entsprechender Finanzierung ist.
Die Befragung ist Teil der Initiative „#PraxenKollaps“, die die KBV gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen gestartet hat. Unter dem Motto „Praxis weg, Gesundheit weg“ finden seit dem Sommer verschiedene Aktionen statt. So können seit Montag nicht nur Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitende, sondern auch Patienten eine Petition an den Bundestag mitzeichnen, um einen Kollaps der Praxen zu verhindern.
Aktiv werden - Mailing an Bundestagsabgeordnete
Um Politiker auf die unhaltbare Lage in den Praxen aufmerksam zu machen, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung eine Online-Aktionsseite zum Praxenkollaps ins Leben gerufen. Dort können Bürger ihre Abgeordneten im Bundestag kontaktieren, ihre Sorgen zum Ausdruck bringen und sie auf die schwierige Situation in der ambulanten Versorgung hinweisen.
Unter www.praxenkollaps.info lassen sich ganz einfach Bundestagsabgeordnete suchen und anschreiben – ob per Postleitzahl, Wahlkreis oder Namen. Damit können sie auf den drohenden Praxenkollaps aufmerksam gemacht werden.
Sondersitzung der KVBB-Vertreterversammlung zur Aktion „PraxenKollaps“
Es ist fünf nach zwölf
Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) unterstützt ohne Wenn und Aber die gemeinsame Protestaktion „PraxenKollaps“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärztlichen Vereinigungen. Auf ihrer Sondersitzung am 18. August in Berlin im Vorfeld der bundesweiten Krisensitzung beschlossen die KVBB-Vertreter einstimmig eine entsprechende Resolution.
„In der ambulanten Versorgung ist es bereits fünf nach zwölf“, warnte VV-Präsidentin Dr. Anke Speth. Egal ob eigene Praxis oder Medizinisches Versorgungszentrum – die Probleme seien überall so groß, dass das gesamte ambulante System gefährdet sei.
Der ambulante Bereich werde seit Jahren kaputtgespart. Eine Inflationsrate von derzeit über sechs Prozent lasse Betriebs- Personal- und Investitionskosten in den Praxen in die Höhe schnellen, so die Kinderärztin aus Rüdersdorf weiter. Hinzu kämen der Fachkräftemangel sowie eine verordnete Digitalisierung, die bisher für die Praxen nur Mehraufwand aber kaum Nutzen bringe. So könne es nicht weitergehen. „Wenn unsere Sorgen und Forderungen von der Politik nicht endlich ernstgenommen werden, wird das in den kommenden Monaten sehr negative Auswirkungen auf die Versorgung unserer Patienten haben.“
Mit wenigen Worten brachte Hausarzt Jens-Peter Schrambke die Misere in den Praxen auf den Punkt: „Ich behandele Menschen. Das bedeutet zuhören, sich Zeit nehmen, auch mal die Hand auf die Schulter legen. Doch ‚behandeln‘ ist in den neuen Gesetzentwürfen nicht vorgesehen.“ Und noch etwas bringt ihn auf die Palme: dass er und sein Praxisteam viel Zeit und Nerven in den Versand der eAU investieren müssen, während Krankenkassen dadurch ihre Verwaltungsabläufe massiv entschlacken und Kosten sparen.
Um Veränderungen zu bewirken müsste sich die Ärzteschaft untereinander einig sein – und dies sei bisher leider nicht immer der Fall, sagte Dr. Dagmar Haase. Vertrauen in die KV und die Berufsverbände müsse gestärkt werden. Dafür seien die Regionalbeiräte und VV-Mitglieder gefordert, so die Chirurgin aus Wildau. Dem pflichtete KVBB-Vorstandsvorsitzende Catrin Steiniger bei: „Es ist Eure Aufgabe, die Kolleginnen und Kollegen an der Basis mitzunehmen.“
Um die Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen brauche es aber auch eine Therapie, sagte Dr. Hanjo Pohle. Der Allgemeinmediziner aus Rathenow forderte konkrete Maßnahmen, die ergriffen werden, wenn der Bundesgesundheitsminister den Forderungen der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft nicht nachkommt. Die KVen müssten auch mal signalisieren, dass sie nicht bereit seien, bestimmte Dinge mitzutragen.
Gemeinsam mit über 700 Kolleginnen und Kollegen aus allen Bundesländern brachten die KVBB-Vertreter in der anschließenden Krisensitzung der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft einen Forderungskatalog an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf den Weg. Darin werden unter anderem eine tragfähige Finanzierung der ambulanten Versorgung, die Entbudgetierung, Bürokratieabbau und ein Kurswechsel bei der Digitalisierung angemahnt.
Der Bundesgesundheitsminister wird aufgefordert, bis zum 13. September 2023 zu den einzelnen Forderungen Stellung zu beziehen und konkrete Umsetzungsschritte zu benennen.
Darum waren am 18. August in Berlin dabei
„Die etablierte ambulante Gesundheitsversorgung sollte gestärkt werden, anstatt neue Parallelstrukturen zu schaffen! Die ungerechte Bezahlung und Förderung zwischen Haus- und Gebietsarzt gehört abgeschafft – sie führt zur Spaltung der ambulanten Ärzteschaft. Patienten und Krankenkassen müssen mit in die Pflicht genommen werden: durch eine bessere Patientensteuerung durch die Terminservicestellen und Gesundheitsbildung der Patienten.“ Dr. med. Evi Engelhardt, Fachärztin für Augenheilkunde, Brandenburg an der Havel
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„Die Rahmenbedingungen, unter denen wir die Patientenversorgung als Dermatologen im Land Brandenburg aufrechterhalten verschlechtern sich stetig: keine Neupatientenregelung mehr, anhaltende Budgetierung, kontinuierlich zu geringe Honorarabschlüsse mit den Kassen und ein enorm gestiegener Kostendruck durch Energiepreis-, Miet- und Gehaltssteigerungen für unsere MFA. Hinzu kommen der Fachkräftemangel und eine nicht funktionierende Telematikinfrastruktur. Gleichzeitig kommen aus dem Hause Lauterbach Gesetzesvorschläge, die den ambulanten Sektor völlig außer Acht lassen. Die Versorgung unserer Patienten beginnt weit vor der Krankenhaustür!“ Dr. Markus Friedrich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Oranienburg
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„Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die ambulante, insbesondere fachärztliche Versorgung flächendeckend in unserem Land für unsere Patientinnen und Patienten erhalten bleibt. Dazu ist es notwendig, die Vergütung der ärztlichen Leistungen entsprechend der ständig steigenden Kostenstruktur im fachärztlichen Bereich anzupassen. Die Rahmenbedingungen durch politische Entscheidungen für die ambulante Medizin müssen sich dahingehend verändern, dass Ärzte und Ärztinnen aller Fachrichtung mit wirtschaftlicher Planungssicherheit, Engagement und Freude an der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten tätig sein können und die Attraktivität der ärztlichen Tätigkeit im ambulanten Setting für nachfolgende Arztgenerationen erhalten bleibt.“ Dr. Dagmar Haase, Fachärztin für Chirurgie und Unfallchirurgie, Wildau
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„Ich nehme teil, weil wir gemeinsam unbedingt ein Zeichen setzen müssen. Es muss den Verhandlern klar gemacht werden, dass sich die Ärzteschaft eine erneute Zumutung wie die zwei Prozent Steigerung wie im letzten Jahr nicht mehr gefallen lassen wird.“ Dr. med. Karin Harre, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Walsleben
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„Ich nehme teil, damit wir eine Möglichkeit haben, wahrgenommen zu werden, eine Lobby haben wir ja leider nicht. Leider steigt unser Orientierungspunktwert seit Jahren nur marginal, während in anderen Berufsgruppen, wie dem Öffentlichen Dienst, Löhne und Gehälter um bis zu 10 Prozent jährlich gesteigert werden. Streiken, wie die Piloten und alle anderen Berufsgruppen, dürfen wir nicht. Somit verbleibt die Hoffnung, mit dieser Protestaktion unsere Interessen nach außen darzustellen.“ Antje Meinecke, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Potsdam
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„Es muss Schluss sein mit Kompromissen, mit der Ausbeutung unserer ärztlichen Fürsorge, Schluss mit der der Minderwahrnehmung unserer enormen Leistungen zur Gesundheit der Menschen, Schluss mit der Partnerschaft mit Krankenkassen, deshalb müssen wir unsere Leistungen reduzieren, um effizienter zu werden und Effizienz ist nach Sachverständigenrat ethisch! Keiner wird uns das Honorar geben, was wir verdienen und erarbeiten zum Wohle unserer Patienten, deshalb kann leider nur eine Einschränkung unserer Leistungsfähigkeit im Kontext der Wirtschaftsgesetze die einzige Antwort sein! Ungewöhnlich, aber genau die richtige Schlussfolgerung auf den gesellschaftlichen Tenor Gesundheit mit ökonomischen Kennziffern zu versehen.“ Dr. Hanjo Pohle, Facharzt für Allgemeinmedizin, Rathenow
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„Ich nehme an der Krisensitzung der KBV teil, weil ich mich als stellvertretendes Mitglied der Vertreterversammlung der KVBB verpflichtet fühle, gegenüber den Kollegen/Innen, die mich gewählt haben, mich über die derzeitigen Pläne der Politik bezüglich der Umstrukturierung der ambulanten Versorgung und Verzahnung der stationären und ambulanten Versorgung für Kassenpatienten zu informieren und dazu Stellung zu nehmen. Deswegen tauche ich aus dem Arbeitsalltag einer Allgemeinmedizinpraxis auf, um bei diesem Treffen präsent zu sein.“ Dr. Marcella Sommerer, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Oranienburg
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„Ich bin dabei, weil Eines sicher ist: Wenn wir nicht endlich ernst genommen werden mit unseren Forderungen, dann wird das in den nächsten Monaten Auswirkungen auf die ambulante Patientenversorgung in unseren Praxen und Medizinischen Versorgungszentren haben. Und mal ehrlich: Möchten Sie Ihre Arbeitszeit damit vergeuden, den Patienten Verschlechterungen, die sich ergeben werden, zu erklären oder behandeln Sie sie lieber weiter zuverlässig – so wie Ihre Patienten es an Ihrem Team schätzen?“ Dr. med. Anke Speth, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Rüdersdorf
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„Die ambulante Medizin darf nicht kaputt gespart werden. Die Betriebskosten für die Praxen sind massiv gestiegen, dafür brauchen wir dringend einen Ausgleich. Viele Angestellte im Land haben Lohnerhöhungen und Inflationsausgleiche erhalten, dieses Recht fordern wir auch für unsere Angestellten und für uns.“ Kristin Tributh, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Potsdam
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"Ich nehme teil, um zu zeigen, dass wir unzufrieden mit der Honorarpolitik der letzten Jahre sind. Die Honorarsituation muss sich ändern, damit Praxen in der Lage sind, die stark gestiegenen Praxisbetriebskosten zu bewältigen, ihren Mitarbeiter/Innen adäquate Löhne zahlen zu können, aber auch den gestiegenen Anforderungen bei der Digitalisierung gerecht zu werden. Nur so wird die Niederlassung attraktiv und die so wichtige ambulante Versorgung der Menschen im Land auch in Zukunft erhalten bleiben." Dr. Katharina Weinert, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Fredersdorf-Vogelsdorf |
Weitere Informationen
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