Berufspolitik Allgemein

Entscheidend ist der enge Kontakt zu den Praxen vor Ort

KVBB-Vorstand Dr. Stefan Roßbach-Kurschat im Gespräch

Seit einem Jahr sind Sie nun stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Brandenburg. Welches Thema war Ihnen in den vergangenen zwölf Monaten besonders wichtig? 

Ich habe aktiv die Neustrukturierung und Stärkung der Regionalbetreuung vorangetrieben und umgesetzt. Dabei entstand ein neues Team, das erfolgreich eine stabile und zielgerichtete Verbindung zu den Regionalbeiräten aufgebaut hat. Durch intensive Kontakte zu den Multiplikatoren und unserer Nähe zu den Problemen an der Basis der Kolleginnen und Kollegen sind wir gut informiert und können gezielt agieren.

Warum ist die Zusammenarbeit mit den Praxen vor Ort so wichtig?

Unsere enge Verbindung zu den Praxen, den Praxismitarbeiterinnen sowie den Gemeinden und Landkreisen zeigt uns täglich die schwierige Versorgungslage im Flächenland Brandenburg und die nicht ausreichende Strukturkostenfinanzierung in den Praxen. Im vergangenen Jahr haben wir aktiv Gesicht gezeigt und waren an Brennpunkten und in Gesundheitskonferenzen präsent. Der Ansatz unter Beteiligung der Regionalbetreuung ist entscheidend, denn nur durch Präsenz werden wir von allen Akteuren gesehen und gehört. 

Worüber haben Sie sich besonders geärgert?

Es ärgert mich, dass oftmals gesundheitspolitische Entscheidungen auf Bundesebene einseitig gedacht und notwendige ökonomischen Vorhaltestrukturen der ambulanten Praxen ignoriert und ausgeblendet werden. 

Worüber freuen Sie sich besonders?

Wenn ich mich auf den Weg mache, freue ich mich besonders auf die Begegnung mit den ortsnahen Regionalbeiräten und Stammtischen. In diesen persönlichen Gesprächen vor Ort, finde ich nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch Inspiration für mein tägliches Tun. Es ist erfrischend, die Vielfalt an Perspektiven und Ideen auf- und mitzunehmen. 

In Brandenburg wird im Herbst der Landtag gewählt. Was erwarten Sie von den Parteien?

In der Debatte um die Gesundheitsversorgung ist es entscheidend, über den Tellerrand von Krankenhäusern hinauszublicken. Die medizinische Betreuung muss vielfältiger gestaltet werden, indem Einzelpraxen und Praxisverbünde eine zentrale Rolle spielen. Gerade in ländlichen Regionen stoßen zentralisierte Versorgungsstrukturen an ihre Grenzen. Die Herausforderung besteht in der Neugestaltung der Vernetzung von Versorgung und Infrastrukturen. Lange Wege in die Praxis, steigende Morbidität und eine eingeschränkte Mobilität der Patienten erfordern innovative Lösungsansätze. Ein effektives Zusammenspiel von Krankenhäusern, Praxen und Medizinischen Versorgungszentren ist unverzichtbar, um eine flächendeckende und bedarfsgerechte Betreuung zu gewährleisten. Hier müssen die Parteien in ihren gesundheitspolitischen Konzepten ansetzen!