Berufspolitik Allgemein

„Wir müssen hartnäckig bleiben“

Fragen an KVBB-Vorstand Holger Rostek zur digitalen Jahresbilanz 2023

 

 

Holger Rostek, Vorstand KVBB
© KVBB

Was stand im vergangenen Jahr auf der digitalpolitischen Agenda?

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) etablierte sich, und das elektronische Rezept (eRezept) wurde eingeführt. Zwei Digitalgesetze wurden vorbereitet und im Dezember beschlossen. Wir konnten uns bei all diesen Vorhaben aktiv mit einbringen – leider nicht immer mit Erfolg. Engagierte Praxen, die das eRezept oder die eAU von Anfang an nutzten, haben uns auf Fehler und „Kinderkrankheiten“ der neuen Anwendungen hingewiesen. Im regelmäßigen Austausch mit der gematik, der AOK und den Krankenkassen wurden dafür Lösungen gesucht.

Was haben Sie mit den Ergebnissen gemacht?

Besonders wichtig war uns der Austausch mit unseren Mitgliedern zu den neuen Anwendungen. Unser Sachgebiet IT in der Arztpraxis bietet deshalb seit vergangenen April regelmäßig die DigiPrax Sprechstunde an. Sie findet online statt und beschäftigt sich mit wechselnden Schwerpunktthemen zur Digitalisierung. Sehr groß war beispielsweise der Informationsbedarf zum eRezept. So waren bei der DigiPrax Sprechstunde zu diesem Thema 150 Teilnehmende dabei. An beiden gemeinsamen Infoveranstaltungen mit dem Apothekerverband zum eRezept nahmen im vergangenen Jahr 300 Ärzte, Apotheker und deren Mitarbeitende teil. Insgesamt konnten wir in unseren Veranstaltungen über 600 Teilnehmer begrüßen.

Worüber haben Sie sich besonders gefreut?

Dass sich Sebastian Zilch aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) in unserer KV und in Brandenburger Praxen über die aktuellen Herausforderungen und Probleme der Digitalisierung informiert hat. Er ist im BMG Unterabteilungsleiter für die gematik, Telematikinfrastruktur und eHealth. So konnten wir unsere Forderungen an genau der entscheidenden Stelle platzieren.

Und worüber haben Sie sich besonders geärgert?

Über Herrn Lauterbach, der mit seinen vielen Zusagen und Versprechen zur Digitalisierung verwirrte und bis heute die praktische Umsetzungsprobleme im Praxisalltag nicht mit löst. Die nächsten Probleme durch seine aktuellen Digitalgesetze sind vorprogrammiert.

2024 stehen Landtagswahlen an. Warum muss eine gute medizinische Versorgung für ganz Brandenburg stärker als bisher im Fokus der künftigen Landesregierung stehen?

Weil die wohnortnahe medizinische Versorgung eher heute als morgen ein großes Problem für unser Flächenland wird. Die Politik muss endlich verstehen, dass es durch neue Verordnungen oder Regelungen keine Arztminute mehr gibt – im Gegenteil! Der Bürokratieabbau muss nun endlich erfolgen, damit sich unsere Mitglieder wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: die Patientenversorgung und nicht als IT-Sachbearbeitende ihre wertvolle Zeit verschwenden.

Was kann der KVBB-Vorstand dazu beitragen?

Wir müssen hartnäckig bleiben: Im Dialog mit Politikern auf Bundes- und Landesebene müssen wir immer wieder auf die fatalen Folgen der unausgegorenen Gesundheitspolitik hinweisen und unsere Forderungen und Lösungsvorschläge kommunizieren. Wir stehen zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit.