Allgemein

KVBB zeigt Wanderausstellung

„Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ ab Anfang Januar 2026 im Haus der Brandenburgischen Ärzteschaft

Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“
© Foto: KBV/Andrea Katheder

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) zeigt ab Anfang Januar bis 28. Februar 2026 die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ärzteschaft, Patienten und die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) während des Nazi-Terrors zwischen 1933 und 1945.

In Texten, Fotografien und historischen Dokumenten wird gezeigt, wie sich Handlungsspielräume – besonders für jüdische Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten – veränderten. Die Ausstellung schildert Verbrechen, die Ärztinnen und Ärzte im Namen der Medizin verübten: Zwangssterilisationen, Krankenmorde und Humanexperimente. Auch das Aufweichen der ärztlichen Schweigepflicht im Nationalsozialismus oder die Tätigkeit des Deutschen Ärztegerichtshofs in München werden thematisiert.

Eindrücklich werden einige ausgewählte Schicksale, wie etwa das des jüdischen Arztes Adolph Calmann gezeigt. Dieser hatte seit 1908 eine Frauenklinik in Hamburg betrieben, als ihm am 30. September 1938 die KVD die Approbation entzog. Grundlage war eine Verordnung des nationalsozialistischen Reichsinnenministeriums, das die vollständige Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem Gesundheitswesen verfolgte.

Neben den bedrückenden Geschichten von jüdischen Ärzten gibt es auf der anderen Seite zahlreiche Beispiele von Ärzten, die unter dem NS-Regime Karriere machten, sich an schwersten Verbrechen beteiligten und nach dem Krieg mitunter unbehelligt weiter praktizierten.

Doch bei aller Dunkelheit jener Jahre gibt es auch die kleinen Lichtblicke. Wie etwa das mutige Berliner Ehepaar Auguste und Karl Gehre, die ihren jüdischen Hausarzt Dr. Arthur Arndt in der Vorratskammer ihrer Wohnung versteckten und seiner Familie bei der Suche nach weiteren Verstecken und der Versorgung mit Lebensmitteln halfen. So retteten sie die Familie Arndt vor der Deportation in die Vernichtungslager.

Hintergrund

Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojekts des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Im Jahr 2018 hatte die Vertreterversammlung der KBV das ZfA an der Technischen Universität Berlin mit der Erforschung der KVD-Geschichte beauftragt. Die KVD war im Dritten Reich an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stand dafür das umfangreiche Kölner Archiv der KBV zur Verfügung.

„Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“

Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg
Haus der Brandenburgischen Ärzteschaft
Pappelallee 5, 14469 Potsdam

Die Ausstellung ist ab Anfang Januar bis 28. Februar 2026 im Foyer zu sehen.