Systemerkrankung

Arzt und Patient im Nationalsozialismus

Die KVBB zeigt in ihrem Haus in Potsdam vom 8. Januar bis 28. Februar 2026 die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ärzteschaft, Patienten und die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) während des Nazi-Terrors zwischen 1933 und 1945.

Ausstellungseröffnung
Illustrirte Zeitung – Die Wochenschrift des Gebildeten, Bd. 180, Nr. 4589, 23. Februar 1933, Sondernummer „Arzt und Volk“, Titelblatt
© Sammlung Ulrich Prehn

In Texten, Fotografien und historischen Dokumenten wird gezeigt, wie sich Handlungsspielräume – besonders für jüdische Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten – veränderten. Die Ausstellung schildert Verbrechen, die Ärztinnen und Ärzte im Namen der Medizin verübten: Zwangssterilisationen, Krankenmorde und Humanexperimente. Auch das Aufweichen der ärztlichen Schweigepflicht im Nationalsozialismus oder die Tätigkeit des Deutschen Ärztegerichtshofs in München werden thematisiert.

Eindrücklich werden einige ausgewählte Schicksale, wie etwa das des jüdischen Arztes Adolph Calmann gezeigt. Dieser hatte seit 1908 eine Frauenklinik in Hamburg betrieben, als ihm am 30. September 1938 die KVD die Approbation entzog. Grundlage war eine Verordnung des nationalsozialistischen Reichsinnenministeriums, das die vollständige Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem Gesundheitswesen verfolgte.

Neben den bedrückenden Geschichten von jüdischen Ärzten gibt es auf der anderen Seite zahlreiche Beispiele von Ärzten, die unter dem NS-Regime Karriere machten, sich an schwersten Verbrechen beteiligten und nach dem Krieg mitunter unbehelligt weiter praktizierten.

Doch bei aller Dunkelheit jener Jahre gibt es auch die kleinen Lichtblicke. Wie etwa das mutige Berliner Ehepaar Auguste und Karl Gehre, die ihren jüdischen Hausarzt Dr. Arthur Arndt in der Vorratskammer ihrer Wohnung versteckten und seiner Familie bei der Suche nach weiteren Verstecken und der Versorgung mit Lebensmitteln halfen. So retteten sie die Familie Arndt vor der Deportation in die Vernichtungslager.

Weitere Informationen unter www.systemerkrankung.de

Hintergrund

Aktenordner
© KBV / Ben Reichardt

Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojekts des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Im Jahr 2018 hatte die Vertreterversammlung der KBV das ZfA an der Technischen Universität Berlin mit der Erforschung der KVD-Geschichte beauftragt. Die KVD war im Dritten Reich an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stand dafür das umfangreiche Kölner Archiv der KBV zur Verfügung.

Die Ausstellung ist vom 8. Januar bis 28. Februar 2026 im Foyer der Haus der Brandenburgischen Ärzteschaft zu sehen. 

Ausstellungseröffnung 7. Januar 2026

Programm und Ehrengäste

Das Thema wird durch folgende Redebeiträge gewürdigt:

  • Dr. Jouleen Gruhn (Vizepräsidentin des Landtags)
  • Patrick Wahl (Staatssekretär im Ministerium für Gesundheit und Soziales)
  • Andreas Büttner (Antisemitismusbeauftragter des Landes Brandenburg)
  • Prof. Axel Drecoll (Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)

Die Kuratoren Dr. Ulrich Prehn und Sjoma Liederwald geben eine Einführung zur Wanderausstellung.  

Veranstaltungsdetails

  • Datum: Mittwoch, 7. Januar 2026
  • Uhrzeit: 15:00 Uhr
  • Ort: Haus der Brandenburgischen Ärzteschaft, Pappelallee 5, 14469 Potsdam

Wir bitten um Ihre Anmeldung über unser Online-Formular.